Autor: Nico

Tag 129: Meadow Creek Tentsite (2382.4) nach Snoqualmie Pass (2394.1) – 11.7 Meilen

Nach einer angenehmen und erholsamen Nacht sind wir bereit, die letzten Meilen bis zum Snoqualmie Pass zurückzulegen. Die Strecke bis dahin ist nicht mehr sonderlich fordernd und wir freuen uns auf eine Dusche.

Am Snoqualmie Pass gibt es nicht sonderlich viel: Unter anderem ein Skigebiet, einen kleinen Markt, ein Hotel, eine Brauerei und eine Tankstelle. Wir übernachten hier im Washington Alpine Club, eine Art Hostel in einer historischen Hütte, die im Sommer auch PCT Hiker beherbergt. Der WAC wird von Mike und Sara geführt, die uns herzlich begrüßen und alles zeigen. Wir bekommen hier auch Essen und tragen uns dafür in eine Liste ein, um im Haushalt mitzuhelfen. Mastermind saugt die Teppiche, Tall Boy hilft in der Küche und ich lege Handtücher zusammen.

Nach einem kleinen Mittagessen im WAC gehen wir nochmal zum Parkplatz in der Nähe zurück, wo es Trail Magic von der Familie eines Hikers gibt. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen! Danach gehen wir zur Tankstelle, wo ich einige Zeit brauche um unter den zahlreichen Paketen mein Essenspaket zu finden, dass ich von Bend aus hierhergeschickt hatte.

Am Nachmittag ruhen wir uns etwas in unserer Unterkunft aus, waschen unsere Wäsche und benutzen die Outdoor-Dusche.

Am Abend kocht Sara für alle Gäste Abendessen. Es gibt Pasta, Kartoffelsalat und Würstchen. Danach gehen wir noch mal zur Tankstelle um ein kühles Bier zu kaufen. Wir treffen wir noch auf einige andere Hiker, unter anderen lernen wir auch Rue McKenrick kennen, der von Beruf Hiker und hier in den USA ziemlich bekannt ist. Wir unterhalten uns bis es dunkel wird und gehen dann zum WAC zurück.

Tag 128: Blowout Mountain Ridge (2358.9) nach Meadow Creek Tentsite (2382.4) – 23.5 Meilen

Die gute Nachricht: Mein Zelt hat dem Wind standgehalten! Die schlechte Nachricht: Die Zeltwände haben so geflattert und der Wind war so laut, dass ich ständig davon wachgeworden bin. Immerhin hört der Wind zum Sonnenaufgang größtenteils auf. Ich befreie mich etwas müde aus meinem Schlafsack, der mit einer Staubschicht überzogen ist. Ich packe meine Sachen zusammen und mache mich kurz nach 07:00 Uhr auf den Weg. Nebenan treffe ich noch Tall Boy, der ganz in der Nähe gezeltet und dessen Zelt ich am Abend nicht erkannt hatte.

Heute gibt es viel Steigung, wenig Wasser und heiße Temperaturen. Meistens laufen wir durch Wald viele Berge hinauf und dann wieder hinunter. Mittagspause machen wir an einer der wenigen Wasserquellen und ruhen uns ein wenig im Schatten aus. Am Nachmittag machen wir direkt mit dem Auf und Ab weiter. Immerhin gibt es hier viele Blaubeeren am Wegesrand, so dass man sich immer mal stärken kann.

Momentan sind wir wieder mit vielen Hikern unterwegs. Da muss man bei wenig verfügbaren Zeltplätzen immer etwas schauen und planen. Mastermind, Tall Boy und ich haben aber Glück und wir finden gegen 18:00 Uhr einen Platz für uns drei. Wir unterhalten uns beim Essen und gehen dann früh schlafen. Nach der anstrengenden Nacht gestern freue ich mich auf hoffentlich etwas mehr Schlaf.

Tag 127: Norse Peak (2334.1) nach Blowout Mountain Ridge (2358.9) – 24.8 Meilen

Die Nacht auf dem Norse Peak war ruhig und wir werden von einem wunderbaren Sonnenaufgang geweckt. Erst als die Sonne etwas höher steht, packen wir unsere Sachen und machen uns gegen 07:30 Uhr auf den Weg.

Unser erster Stopp ist bei der nächsten Wasserquelle, wo wieder unsere Wasservorräte auffüllen. Dann geht der Weg weiter durch ein ehemalig verbranntes Gebiet. Da wir gestern nicht so viele Meilen gelaufen sind, sind die meisten etwas voraus und wir treffen kaum jemanden.

Als wir jedoch Mittagspause im Tal machen, lernen wir Bruce kennen. Er ist ein Section Hiker, der aus Washington kommt und sich hier auskennt. Wir unterhalten uns nett mit ihm und er gibt uns sogar seine Nummer, falls wir in Washington mal Hilfe benötigen sollten.

Am Nachmittag geht es wieder stärker bergauf. Wir wollen auf dem Bergkamm bei möglichst guter Aussicht campen. Also quälen wir uns bei wieder heißem Wetter den Berg hinauf. Als wir gegen 19:00 Uhr schließlich ankommen, treffen wir auf Pebbles und Princess. Die Zeltplätze auf dem Bergkamm sind allerdings relativ ungeschützt. Da es etwas windiger ist, baue ich lieber mein Zelt auf, bevor das wohlverdiente Abendessen ruft. Als ich später in meinem Zelt liege, hat der Wind weiter zugenommen und mein Zelt flattert ganz schön. Ich bin gespannt, ob es dem Wind in der Nacht standhält.

Tag 126: Anderson Lake Camp (2319.5) nach Norse Peak (2334.1) – 14.6 Meilen

Heute habe ich richtig gut geschlafen und fühle mich nach dem Aufwachen gut erholt. Wir haben es momentan nicht eilig, deshalb frühstücke ich erst noch in Ruhe und starte erst gegen 07:40 Uhr.

Am Morgen kommen wir am wunderschönen Dewey Lake vorbei. Für ein Bad ist es aber noch etwas kalt, so dass wir weiterwandern. Nach etwas mehr als 5 Meilen kommen wir an den Chinook Pass, wo auch ein größerer Parkplatz ist. Die Nähe zur Zivilisation merkt man immer direkt dadurch, dass einem mehr und mehr Day Hiker entgegenkommen. Wir haben etwas darauf gehofft und tatsächlich finden wir kurz vor dem Parkplatz ein Schild mit „Trail Magic“. Ein Hiker namens Pinch wurde hier von seiner Familie überrascht, die extra von der Ostküste eingeflogen ist und dann noch für alle Trail Magic anbietet. Super nett! Neben Bagels und frischem Obst gibt es sogar auch Mimosa (Sekt mit Orangensaft). Es ist so angenehm, dass wir etwas länger bleiben und schließlich auch Tall Boy dort treffen.

Zusammen machen wir uns dann wieder auf den Weg und machen kurz darauf Mittagspause an einem See. Den restlichen Nachmittag wandern wir an vielen Bergketten entlang und wollen noch bis zur nächsten Wasserquelle kommen. Mastermind und ich unternehmen einen kurzen Sidetrail zum Norse Peak, von dem man eine fantastische Aussicht hat. Obwohl wir jeder nur noch einen Liter Wasser haben, entschließen wir uns spontan auf der Spitze an einem perfekt für das Cowboy Camping geeigneten Platz zu übernachten. Wir müssen dafür nur unsere Rucksäcke holen, die wir vor dem Anstieg abgelegt hatten.

Wir sind rechtzeitig wieder oben um zu Abend zu essen und dann entspannt den Sonnenuntergang anzusehen. Der Platz ist bisher einer der schönsten Übernachtungsplätze überhaupt und wenn man im Schlafsack direkt unter dem Sternenhimmel liegt, vermittelt dies ein besonderes Gefühl der Freiheit.

Tag 125: Sand Lake Tentsite (2298.7) nach Anderson Lake Camp (2319.5) – 20.8 Meilen

Heute wache ich wieder mal mit Kondensation im Zelt auf, wovon in der Nähe eines Sees auszugehen war. Das bedeutet, beim Zusammenpacken möglichst nicht an die Zeltwand zu kommen. Gegen 07:15 Uhr mache ich mich schließlich auf den Weg.

Kurz nach meinem Start läuft mir schon Pickle über den Weg, der heute früh aus White Pass gestartet ist. Den Vormittag über geht angenehm bergab und wir machen Mittagspause an einem größeren Fluss, wo wir auch unsere Sachen trocken. Es ist zum Glück wieder etwas wärmer und die Sonne scheint. Hier nehme ich auch Wasser für den nächsten Anstieg mit.

Im jetzigen Abschnitt bis zum Snoqualmie Pass haben sich vor gut einer Woche viele Hiker mit dem Norovirus infiziert. Solange die Quelle nicht identifiziert ist, wollen wir kein Wasser aus Seen entnehmen und den Kontakt mit anderen auf das Nötigste beschränken.

Am Nachmittag kommen wir in den Mount Rainier National Park. Obwohl die letzten Tag relativ viele Hiker unterwegs waren, ist heute komischerweise gar nicht so viel los, was auch mal ganz angenehm ist.

Ich campe mit Mastermind gegen 18:30 Uhr auf einem Zeltplatz am Anderson Lake. Pickle geht noch etwas weiter und Tall Boy haben wir heute bisher noch nicht gesehen. Als es dunkel und kalt wird, ziehe ich mich in mein Zelt zurück um früh zu schlummern.

Tag 124: Hogback Mountain Tentsite (2289.6) nach Sand Lake Tentsite (2298.7) – 9.1 Meilen

Es ist nur noch etwas mehr als 6 Meilen bis zum White Pass. Deshalb schlafen wir heute mal aus und starten erst gegen 08:00 Uhr. Vorher kann ich aber aus dem Zelt einen wunderbaren Sonnenaufgang bewundern. Das Aufstehen fällt schwer, denn es ist kalt und es soll den ganzen Tag nicht mehr als 11 Grad werden. Immerhin regnet es aber nicht mehr.

Die letzten Meilen bis nach White Pass geht es nur bergab und wir treffen gegen 10:30 Uhr dort ein. White Pass besteht selbst nur aus einer Tankstelle mit zugehörigem Shop und kleinem Restaurant. Hiker können dort aber auch zelten, duschen und Wäsche waschen. Als wir dort ankommen, hole ich erstmal mein Paket voller Essen ab, das ich vorher hierhin verschickt hatte. Dann gibt es noch Pizza, Mocha und einen großen Cookie. Mit etwas Mühe bei so vielen Hikern finde ich auch noch eine Steckdose um meine elektrischen Geräte aufzuladen.

Über den Mittag chillen wir etwas, unterhalten uns und nutzen das WiFi. Nachmittags treffen wir Pickle und Tall Boy wieder. Miso haben wir Am Morgen knapp verpasst.

Gegen Abend brechen Mastermind und ich dann auf um wenigstens noch ein paar Meilen zu laufen. Wir zelten direkt an einem schönen See, wo es zum Glück nicht so windig ist wie letzte Nacht. Dennoch ist es immer noch recht kühl, so dass wir früh schlafen gehen.

Tag 123: Walupt Lake Trail Junction (2265.6) nach Hogback Mountain Tentsite (2289.6) – 24.0 Meilen

Heute gehen wir schon kurz nach 06:30 Uhr los. Wir haben heute zwei größere Berge vor uns und wollen möglichst auf dem zweiten Berg bei guter Aussicht campen. Da mit uns immer noch relativ viele Hiker unterwegs sind, möchten wir lieber nicht zu spät ankommen.

Nach den ersten paar Meilen bergauf wird die Landschaft wieder offener und die Aussicht immer besser. Man fühlt sich hier leicht an die Sierra erinnert, aber Washington hat auch seine ganz eigene Schönheit. Und was wir heute sehen ist einfach spektakulär. Als wir den ersten Berg erklimmen, haben wir eine wunderbare Sicht auf Mount Adam und Mount Rainier. Oben teilt sich der PCT für Hiker und Pferde, die eine einfachere Route haben. Wir nehmen natürlich die Hiker-Route und steigen bis auf einen Bergkamm des Old Snowy Mountain. Hier lassen wir unsere Rucksäcke zurück und klettern noch das restliche Stück bis zum Gipfel, von dem man eine atemberaubende Panoramasicht hat. Nach unserer erfolgreichen Gipfelbesteigung kehren wir wieder auf den PCT zurück und machen unsere wohlverdiente Mittagspause.

Am Nachmittag steigen wir wieder zwischen Bächen und vielen Wildblumen in ein Tal ab, bevor der nächste Berg auf uns wartet. Mittlerweile hat sich aber innerhalb kurzer Zeit das Wetter verschlechtert und es ist jetzt bewölkt, windig und kühler. Trotzdem steigen wir weiter auf den zweiten Berg, über dessen Nordwestseite nur so die Wolken hinwegziehen. Wir schaffen es gegen 19:00 Uhr nach oben und zum Glück sind unsere beiden anvisierten Zeltplätze noch frei und von der Wetterseite auch von ein paar Bäumen geschützt. Wir bauen unsere Zelte gerade noch rechtzeitig auf, bevor es leicht anfängt zu regnen. Deshalb verlegen wir das Abendessen lieber ins Zelt. Es ist auch mal ganz gemütlich, wenn man etwas Warmes gegessen hat, im Schlafsack liegt und draußen tobt sich das schlechte Wetter aus. Wenn wir Glück haben, ist morgen früh das Wetter wieder etwas besser und wir können noch die schöne Aussicht von hier oben genießen.

Heute sind wir genau seit 4 Monaten auf dem Trail und der Tag gehört bislang mit zu meinen Favoriten. Die Landschaft ist einfach wunderschön und Washington damit auch ein echtes Highlight!

Tag 122: Lewis River Tentsite (2242.7) nach Walupt Lake Trail Junction (2265.6) – 22.9 Meilen

Da aktuell die Landschaft so schön ist, wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen, um es mehr genießen zu können. Wir stehen entspannt auf, frühstücken etwas und machen uns dann erst gegen 07:30 Uhr auf den Weg.

Am Vormittag ist die Aussicht ganz wunderbar und das Wetter angenehm. Später steigen wir dann etwas ab und finden uns dann vorwiegend in Waldgebieten wieder. Wir machen Mittagspause an einem kleinen See und treffen dort auf Squirrel Daddy, mit dem wir uns etwas unterhalten.

Da es heute nur wenig Steigung gibt, kommen wir auch am Nachmittag gut voran. An manchen Stellen gibt es hier auch wieder eine etwas höhere Moskitodichte, so dass wir nicht zu lange verweilen. Wir kommen etwas früher gegen 18:00 Uhr an unserem anvisierten Zeltplatz an und haben so noch etwas Zeit neben dem Zeltaufbau und dem Abendessen. Wir gehen früh schlafen, denn morgen wartet direkt wieder ein größerer Anstieg auf uns.

Tag 121: Steamboat Mountain Dirt Road (2221.9) nach Lewis River Tentsite (2242.7) – 20.8 Meilen

Heute Morgen ist alles etwas chaotisch, da erst eine meiner Kontaktlinsen in zwei Teile zerbricht und ich dann noch länger nach meiner Stirnlampe suche (sie versteckte sich in meinem zusammengepackten Schlafsack). Ich schaffe es aber gerade noch so pünktlich um 07:00 Uhr loszukommen. Für die letzten 8 Meilen bis zur Straße nach Trout Lake bleiben mir noch 3 Stunden. Zwischendurch beeile ich mich etwas, schließlich bin ich dann aber doch schon um einiges früher an der Straße.

Trout Lake ist sehr hiker-freundlich und extrem gut organisiert. Obwohl wir um 10:00 Uhr über 20 Hiker sind, werden wir von 3 freiwilligen Helfern in ihren Autos abgeholt und alle in den kleinen Ort gebracht. Hier gibt es unter anderem einen General Store mit kleinem Garten und einen Taco Truck.

Miso, Mastermind und ich holen uns ein leckeres Taco Menü vom Truck und kaufen im Store noch etwas zu Essen für die nächsten Tage. Dann chillen wir noch etwas auf der Wiese und unterhalten uns mit anderen Hikern. Hier lerne ich zufällig auch einen zweiten Birthday Boy kennen, von dem ich zuvor schon gehört hatte. Er ist ein sehr netter Kalifornier und wir machen natürlich auch gemeinsames Foto. Auch habe ich hier seit längerer Zeit mal wieder die Möglichkeit, mich zu wiegen. Ich bin mit ca. 65kg zwar immer noch am unteren Limit, aber immerhin habe ich seit der Sierra kein zusätzliches Gewicht mehr verloren. Damit sollte das auch für den Rest des Trails in Ordnung gehen.

Um 13:30 Uhr nehmen wir dann das Shuttle zurück zum Trail und hier werden wir vom Pastor des Örtchens persönlich gefahren.

Am Nachmittag führt der Trail in ein offeneres Gebiet. Die Landschaft wird hier immer schöner und langsam entspricht es mehr der Vorstellung, die ich von Washington habe. Mastermind und ich zelten an einem wunderschönen Platz mit Blick auf den Gletscher von Mount Adams.

Nach dem ich den zusätzlich mitgebrachten Burrito vom Taco Truck verspeist und den Sonnenuntergang genossen habe, freue ich mich an einem kühleren Abend auf meinen warmen Schlafsack.

Tag 120: Panther Creek Trailhead (2198.9) nach Steamboat Mountain Dirt Road (2221.9) – 23.0 Meilen

Wir hatten direkt am Trailhead gezeltet und als wir aufwachen, gibt es als Trail Magic sogar auch noch Frühstück. Mit gebratenem Ei, Pancake, Donut und Banane lassen sich danach die ersten Meilen direkt einfacher absolvieren.

Heute kommen wir an vielen Seen vorbei. Am Blue Lake machen Miso und ich eine zweite Frühstückspause und gehen in dem herrlich blauen Wasser schwimmen. Es ist zwar kalt, aber angenehm erfrischend.

Heute haben wir keine große Steigung zu bewältigen. Deshalb plätschert der Tag so vor sich hin. Wir treffen wieder auf Mastermind und machen zusammen kurz Mittagspause. Am Nachmittag kommen wir wieder an zahlreichen Beerensträuchern vorbei und fast jeder bleibt immer mal stehen um etwas zu snacken.

Gegen 18:45 Uhr zelten wir an einem unbenutzten Waldweg und essen noch zusammen zu Abend. Von hier aus sind es nur noch wenige Meilen bis zur Straße nach Trout Lake. Die wollen wir morgen früh in Angriff nehmen um rechtzeitig das Shuttle um 10:00 Uhr zu bekommen.