Fazit

Die Zeit fliegt und jetzt bin ich schon wieder seit 6 Wochen zurück. Das heißt, mit gewissem Abstand zu meiner großen Reise möchte ich neben jedem schriftlich festgehaltenem Tag auch mein Fazit hier aufschreiben, damit es sich nicht im Alltag verliert.

Seit wann der PCT ein Traum von mir war, kann ich gar nicht genau sagen. Und warum es ausgerechnet ein Thruh-hike sein musste, eigentlich auch nicht. Warum haben Menschen Träume? Die Frage kann ich nicht beantworten. Aber mich haben verschiedene Dinge am PCT gereizt. Da war zum einen die Herausforderung: Eine Aufgabe, für die man über sich hinauswachsen muss. Für die man Ängste überwinden muss. Zum anderen war es auch die Besonderheit: Atemberaubende Natur. Eine herzliche und tolle Community. Die Möglichkeit, sich der eigenen Lebenszeit auch außerhalb des normalen Alltags bewusst zu werden. Die Möglichkeit, andere Kulturen kennenzulernen und seinen eigenen Horizont zu erweitern.

Aber mit Träumen ist das so eine Sache. Denn je größer ein Traum ist, desto mehr scheut man sich davor, ihn umzusetzen. Auch wenn dir dein Herz damit eigentlich eine klare Botschaft sendet. Denn es zeigt dir, für was du dich begeistert, was dir Erfüllung bringen kann. Aber dem gegenüber steht die Angst, das man auf dem Weg scheitern könnte. Denn in der Regel ist so ein Traum nicht unmittelbar erreichbar. Oft birgt er Unbekanntes und dabei möchte man sich doch so viel lieber nur in sicherem Terrain bewegen.

Ich habe im Vorfeld meines Trips und auch unterwegs viele Leute getroffen, dessen Traum es ist, irgendwann mal den PCT zu laufen. Für viele wird es wohl immer ein Traum bleiben. Denn es ist so verdammt schwierig, für 5 Monate aus dem Alltag zu entfliehen. Sich auf den Weg in das Unbekannte zu machen ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Zu akzeptieren, dass es statistisch sogar wahrscheinlicher ist, am Ende das Ziel nicht zu erreichen.
Auch ich habe es mehrere Jahre vor mir hergeschoben, mir eingeredet, dass es vielleicht doch kein Traum ist. Es wäre so viel einfacher gewesen. Aber als ich angefangen habe, Ängste zu ignorieren und ein mögliches Scheitern einfach zu akzeptieren, war der Weg offensichtlich: Ich wollte den PCT laufen. Denn es zu versuchen und zu scheitern wäre nicht so schlimm, als es nicht zu machen und es später zu bereuen.

5 Monate später ist es nun tatsächlich Wirklichkeit geworden. Die Reise fühlt sich für mich im Nachhinein tatsächlich an wie ein „Adventure of a Lifetime“. Die Erfahrungen waren einzigartig und ich möchte sie nicht mehr missen. Ich habe auf dem Weg viel über mich selbst gelernt, bin gewachsen, habe so viele tolle Leute kennengelernt. Und ich habe es tatsächlich bis nach Kanada geschafft! Natürlich gab es auf dem Weg viele Herausforderungen, natürlich gab es auch mal schlechte Tage. Aber insgesamt hat alles gut geklappt.
Auf dem Trail ist mir wieder mehr bewusst geworden, wie bezaubernd unsere Natur doch ist. Umso trauriger macht es mich zu sehen, wie wir unsere Erde momentan behandeln. Auch wurde mir schnell klar, dass die Motivation für so einen Trip eine entscheidende Rolle spielt. Nachdem ich aufgrund von Corona zwei weitere Jahre warten musste, war ich schließlich einfach dankbar, überhaupt auf dem Trail sein zu können. Und da es wirklich ein Traum von mir war, fielen mir gefühlt schwierige Situationen oft leichter als anderen.

Wenn ich mir jetzt im Nachhinein die Zahlen des PCT anschaue, kann ich es immer noch nicht realisieren. Der PCT ist rund 4265km lang, dies entspricht ca. 5,5 Millionen Schritten. Man bewältigt dabei 149km an Höhenmetern, was einer siebzehnmaligen Besteigung des Mount Everests vom Meeresspiegel aus entspricht. Natürlich mussten wir einige wenige Gebiete aufgrund von Feuern überspringen, aber dennoch kann ich einfach nicht glauben, wirklich insgesamt 4000km gelaufen zu sein. Und dies zeigt, dass man zu viel mehr in der Lage ist, als man sich in der Regel zutraut. Wenn ich also meine Erkenntnisse von dieser Reise in einem Zitat zusammenfassen müsste, würde ich das folgende Zitat wählen:

There is no passion to be found playing small, in settling for a life that is less than the one you are capable of living.

Nelson Mandela

Inzwischen bin ich wieder zurück und die Rückkehr in das normale Leben ist schwieriger, als ich ursprünglich gedacht habe. Und das, obwohl ich mich auf so viele Dinge so gefreut habe. Aber neue und plötzliche Herausforderungen können in jeder Situation des Lebens auftreten. Durch die Erfahrungen auf meiner Reise kann ich aber beruhigt sein. Denn wer 4000km von Mexiko bis nach Kanada gelaufen ist, der kann auch alles andere schaffen.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Verfolgen und der Verwirklichung eurer Träume! Es lohnt sich.
Viele Grüße,
Nico

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