Fazit

Die Zeit fliegt und jetzt bin ich schon wieder seit 6 Wochen zurück. Das heißt, mit gewissem Abstand zu meiner großen Reise möchte ich neben jedem schriftlich festgehaltenem Tag auch mein Fazit hier aufschreiben, damit es sich nicht im Alltag verliert.

Seit wann der PCT ein Traum von mir war, kann ich gar nicht genau sagen. Und warum es ausgerechnet ein Thruh-hike sein musste, eigentlich auch nicht. Warum haben Menschen Träume? Die Frage kann ich nicht beantworten. Aber mich haben verschiedene Dinge am PCT gereizt. Da war zum einen die Herausforderung: Eine Aufgabe, für die man über sich hinauswachsen muss. Für die man Ängste überwinden muss. Zum anderen war es auch die Besonderheit: Atemberaubende Natur. Eine herzliche und tolle Community. Die Möglichkeit, sich der eigenen Lebenszeit auch außerhalb des normalen Alltags bewusst zu werden. Die Möglichkeit, andere Kulturen kennenzulernen und seinen eigenen Horizont zu erweitern.

Aber mit Träumen ist das so eine Sache. Denn je größer ein Traum ist, desto mehr scheut man sich davor, ihn umzusetzen. Auch wenn dir dein Herz damit eigentlich eine klare Botschaft sendet. Denn es zeigt dir, für was du dich begeistert, was dir Erfüllung bringen kann. Aber dem gegenüber steht die Angst, das man auf dem Weg scheitern könnte. Denn in der Regel ist so ein Traum nicht unmittelbar erreichbar. Oft birgt er Unbekanntes und dabei möchte man sich doch so viel lieber nur in sicherem Terrain bewegen.

Ich habe im Vorfeld meines Trips und auch unterwegs viele Leute getroffen, dessen Traum es ist, irgendwann mal den PCT zu laufen. Für viele wird es wohl immer ein Traum bleiben. Denn es ist so verdammt schwierig, für 5 Monate aus dem Alltag zu entfliehen. Sich auf den Weg in das Unbekannte zu machen ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Zu akzeptieren, dass es statistisch sogar wahrscheinlicher ist, am Ende das Ziel nicht zu erreichen.
Auch ich habe es mehrere Jahre vor mir hergeschoben, mir eingeredet, dass es vielleicht doch kein Traum ist. Es wäre so viel einfacher gewesen. Aber als ich angefangen habe, Ängste zu ignorieren und ein mögliches Scheitern einfach zu akzeptieren, war der Weg offensichtlich: Ich wollte den PCT laufen. Denn es zu versuchen und zu scheitern wäre nicht so schlimm, als es nicht zu machen und es später zu bereuen.

5 Monate später ist es nun tatsächlich Wirklichkeit geworden. Die Reise fühlt sich für mich im Nachhinein tatsächlich an wie ein „Adventure of a Lifetime“. Die Erfahrungen waren einzigartig und ich möchte sie nicht mehr missen. Ich habe auf dem Weg viel über mich selbst gelernt, bin gewachsen, habe so viele tolle Leute kennengelernt. Und ich habe es tatsächlich bis nach Kanada geschafft! Natürlich gab es auf dem Weg viele Herausforderungen, natürlich gab es auch mal schlechte Tage. Aber insgesamt hat alles gut geklappt.
Auf dem Trail ist mir wieder mehr bewusst geworden, wie bezaubernd unsere Natur doch ist. Umso trauriger macht es mich zu sehen, wie wir unsere Erde momentan behandeln. Auch wurde mir schnell klar, dass die Motivation für so einen Trip eine entscheidende Rolle spielt. Nachdem ich aufgrund von Corona zwei weitere Jahre warten musste, war ich schließlich einfach dankbar, überhaupt auf dem Trail sein zu können. Und da es wirklich ein Traum von mir war, fielen mir gefühlt schwierige Situationen oft leichter als anderen.

Wenn ich mir jetzt im Nachhinein die Zahlen des PCT anschaue, kann ich es immer noch nicht realisieren. Der PCT ist rund 4265km lang, dies entspricht ca. 5,5 Millionen Schritten. Man bewältigt dabei 149km an Höhenmetern, was einer siebzehnmaligen Besteigung des Mount Everests vom Meeresspiegel aus entspricht. Natürlich mussten wir einige wenige Gebiete aufgrund von Feuern überspringen, aber dennoch kann ich einfach nicht glauben, wirklich insgesamt 4000km gelaufen zu sein. Und dies zeigt, dass man zu viel mehr in der Lage ist, als man sich in der Regel zutraut. Wenn ich also meine Erkenntnisse von dieser Reise in einem Zitat zusammenfassen müsste, würde ich das folgende Zitat wählen:

There is no passion to be found playing small, in settling for a life that is less than the one you are capable of living.

Nelson Mandela

Inzwischen bin ich wieder zurück und die Rückkehr in das normale Leben ist schwieriger, als ich ursprünglich gedacht habe. Und das, obwohl ich mich auf so viele Dinge so gefreut habe. Aber neue und plötzliche Herausforderungen können in jeder Situation des Lebens auftreten. Durch die Erfahrungen auf meiner Reise kann ich aber beruhigt sein. Denn wer 4000km von Mexiko bis nach Kanada gelaufen ist, der kann auch alles andere schaffen.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Verfolgen und der Verwirklichung eurer Träume! Es lohnt sich.
Viele Grüße,
Nico

Rückkehr nach Deutschland

Da heute aufgrund der Zeitverschiebung ein langer Tag werden wird, versuche ich möglichst lange zu schlafen. Nach dem Aufstehen, habe ich dann aber noch genug Zeit um in Ruhe zu frühstücken. Hier treffe ich auch auf Indiana Joe, der den gleichen Flug hat wie ich.

Ich packe schließlich alle meine Sachen zusammen. Ich hatte noch eine einfache Reisetasche in Seattle gekauft damit ich meinen Ultralight-Rucksack nicht aufgeben muss. Er hat mich zwar zuverlässig über die letzten Monate begleitet, ich bin mir aber nicht sicher, ob er auch unbeschadet einen Flug überstehen würde.

Von Seattle Downtown gibt es zum Glück den Link Light Rail, mit dem man unkompliziert in ca. 40 Minuten am Flughafen ist. Nach der Sicherheitskontrolle und einem letzten Burger treffe ich überraschenderweise auch Monkey Hands und Barbora am Gate wieder. Ich habe sie länger nicht gesehen und wir tauschen uns über die letzten Tage auf dem Trail aus.

Der Flug verläuft ohne Probleme und geht dank eines guten Filmangebots auch schnell vorüber, so dass ich am nächsten Morgen um 09:25 Uhr in Frankfurt lande. Damit geht meine Reise nach fast 5 Monaten zu Ende und ich bin wieder in der Heimat!

Ich brauche jetzt bestimmt einige Tage, um mich wieder an alles zu gewöhnen. Vielen Hikern fällt die erste Zeit nach dem Trail nicht so einfach. Ich bin gespannt, wie es mir ergeht.

Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die meine große Reise verfolgt haben! Ich weiß dies sehr zu schätzen und ich konnte euch hoffentlich einen kleinen Einblick in das Leben eines Thru-Hikers geben. Jetzt freue ich mich, euch alle im wirklichen Leben wieder zu sehen!

Viele Grüße,
Nico

PS: Auch wenn meine Reise hiermit zu Ende geht, soll dies noch nicht der letzte Beitrag gewesen sein. Nach ein paar Tagen Abstand gibt es noch ein kleines Fazit über meine Erfahrungen und Erkenntnisse nach 143 Tagen auf dem PCT.

2. Besichtigungstag in Seattle

Nachdem ich ausgeschlafen und gefrühstückt habe, entscheide ich mich spontan, auch noch bei der Free Walking Tour „Market Experience“ mitzumachen. Die Tour gestern hat mir gut gefallen und es ist interessanter, wenn man noch ein paar Hintergrundinformationen bekommt. Die Market Experience Tour dreht sich um den Pike Place Market, wo viele Farmer direkt an die Einwohner ihre Waren verkaufen. Es gibt viele kleine Geschäfte und Stände zu entdecken, Essen jeder Art und interessante Kunst. Aber wir sehen auch ungewöhnliche Sachen wie beispielsweise die Gum Wall von Seattle, eine Wand voller Kaugummis.

Nach der Tour hole ich mir im ältesten Starbucks der Welt einen Kaffee und mache mich dann auf den Weg zur Fähre. Wie ich gestern auf der Tour erfahren habe, kann man einen schönen Ausflug mit der Fähre zur Insel Bainbridge machen. Vorwiegend freue ich mich aber darauf, bei perfektem Wetter mit dem Schiff zu fahren und auch noch mal die Bucht von Seattle etwas kennenzulernen.

Bainbridge ist ein schöner und ruhiger Urlaubsort, in dem man etwas herumschlendern kann. Ich schaue auch bei der Bäckerei und der Eisdiele vorbei und nehme nach einer kleinen Rundtour einen Trail zurück zur Fähre.

Obwohl ich auf dem PCT kein Glück mit Bären hatte, habe ich auf der Rückfahrt besonderes Glück mit anderen Tieren: Orcas kreuzen unserer Weg! Sie sind zwar ein ganzes Stück entfernt, aber unverkennbar und wunderschön anzusehen.

Zurück in Seattle, muss ich auch noch den besten Eintopf der Stadt probieren, bevor ich im Hostel dann Indiana Joe und Feels treffe. Witzigerweise übernachten sie sogar im gleichen Zimmer.

Am Nachmittag mache ich mich auf zur Ba Bar in Capitol Hill, wo ich mich mit Nudist, Field Trip, Caterpillar, Lemony und noch einigen anderen Hikern treffen möchte. Wir finden einen Platz in der Bar und später kommen auch noch Indiana Joe und Feels dazu. Wir essen gut, trinken Bier und Cocktails und haben noch einen wunderbaren gemeinsamen Abend. Auf dem Rückweg holen wir uns noch ein Eis und dann verabschiede ich mich auch hier von allen. Es ist toll, so viele Hiker noch mal gesehen zu haben und für mich ist es der perfekte Abschluss, bevor ich dann morgen wieder nach Hause fliege.

1. Besichtigungstag in Seattle

Bisher habe ich Glück im Hostel, denn die Nacht über waren alle im Zimmer total ruhig und keiner hat geschnarcht.

Nachdem Frühstück nehme ich um 10:45 Uhr an der Free Walking Tour „Seattle 101“ Teil, wo unser netter und witziger Guide Joe und die Highlights von Seattle zeigt und witzige Hintergrundstories parat hat.

Insgesamt bin ich von dem ganzen Trubel in der Stadt und den vielen Menschen noch etwas überfordert. Es ist einfach der komplette Gegensatz zum Trail und ich muss mich erstmal langsam wieder daran gewöhnen.

Nach der Führung probiere ich das angeblich beste Mac & Cheese der Stadt bei Beecher‘s und lasse mir ein saisonales Ginger Beer bei Rachel‘s schmecken.

Am Nachmittag fahre ich mit dem Monorail von Downtown zur Space Needle. Es gibt dort einen schönen Park mit dem Independence Brunnen. Ich kaufe noch ein paar Mitbringsel in Form von Essen und mache mich dann auf den Rückweg.

Am Abend gehe ich nochmal mit Mastermind zur Waterfront und probiere die bei der Tour empfohlenen Fish & Chips. Während Mastermind dann wieder zurück geht, schaue ich mir noch den Sonnenuntergang am Meer an.

Nach der Rückkehr ins Hostel, verbringe ich noch etwas Zeit in der Common Area und gehe heute mal etwas früher schlafen.

Ankunft in Seattle

Heute kann ich ausschlafen. Am Morgen regnet es kurz, aber dann wird das Wetter besser. Das heißt, ich kann noch in Ruhe meine Sachen trocknen, bevor ich alles für Seattle zusammenpacke. Es fühlt sich komisch an, denn dies war meine letzte Nacht im Zelt, nachdem ich fast 5 Monate darin geschlafen habe.

Ich nehme eins der Fahrräder und statte der Bäckerei noch einen letzten Besuch ab um noch mal das leckere Baguette zu essen. Gegen 11:30 Uhr kommt Runway vorbei. Er ist ein Trail Angel, der dieses Jahr auch einen Teil des PCT gelaufen ist und dann wegen einer Verletzung aussteigen musste. Er ist so nett und nimmt einige von uns mit nach Seattle.

Die Fahrt dauert ca. 3,5 – 4 Stunden und wir machen zwei Pausen um etwas zu essen und zu tanken. Als wir gegen 16:30 Uhr in Seattle ankommen, werde ich sogar noch zu meinem Hostel gefahren, wo ich mich für die nächsten 3 Nöchte einquartiert habe. Das Hostel liegt zentral in Downtown und nach einer Dusche schaue ich mir schon mal kurz Pike Place Market und die Waterfront an. Später treffe ich Mastermind im Hostel wieder und wir nehmen noch das heutige Special des Hostels mit: Ein kostenloses Pasta Dinner! Ich esse aber nur einen Teller, denn um 7:00 Uhr sind wir noch mit Pickle und Tall Boy zum Abendessen verabredet. Wir wollen als Belohnung für unsere Mühen noch einmal gut essen gehen, bevor wir dann wieder unsere eigenen Wege gehen.

Wir verbringen eine schöne Zeit in einem angenehmen Restaurant in Downtown und das Essen ist sehr lecker. Erstaunlich, dass wir wir vor wenigen Tagen noch durch die kalte und nasse Nacht gewandert sind und jetzt hier mit all den Annehmlichkeiten zusammensitzen.

Nach dem Essen gehen wir noch in eine Bar und Trinken noch ein Bier bzw. Whiskey zusammen. Mittlerweile ist es spät geworden und nachdem Mastermind schon aufgebrochen ist, verabschiede ich mich von Pickle und Tall Boy. Vermutlich werde ich sie in den nächsten Tagen nicht mehr sehen, so dass der Abschied nach so vielen gemeinsamen Erlebnissen doch etwas schwer fällt. Aber wir beschließen einfach, dass es kein Abschied für immer ist und wir uns einfach in Zukunft mal wieder treffen.

Gegen 0:30 Uhr bin ich wieder im Hostel und versuche, mich wieder langsam an ein normales Bett zu gewöhnen.

Ruhetag in Mazama

Ich werde wieder mal früher wach, bleibe aber noch eine ganze Weile liegen. Einfach weil wir das jetzt können. Gegen 09:00 laufe ich dann mit Pickle zur Bäckerei. Ich probiere auf Empfehlung von ihm endlich mal einen Cortado. Außerdem testen wir, was es neben dem Baguette noch für weitere essbare Highlights gibt. Wir treffen hier auch auf Dairy Queen und Cruise und unterhalten uns noch eine ganze Weile, bevor wir wieder zurück zum Lion‘s Den gehen.

Pickle und Tall Boy werden heute von Pickles Freund Josh und seiner Freundin Ida abgeholt. Sie wohnen in einem kleinen Apartment in Seattle und können dadurch nicht alle mitnehmen und bei sich übernachten lassen. Es bieten aber auch manche Trail Angel Fahrten nach Seattle an. Mastermind möchte auch noch an diesem Tag aufbrechen. Da ich erst eine Reservierung für das Hostel in Seattle für morgen habe, lasse ich es ruhiger angehen, bleibe noch eine Nacht an diesen wunderbaren Ort und kann mir aber einen Platz für ein morgiges Shuttle sichern.

Auch im Lion‘s Den haben Hiker ein Ersatz-Terminus gebaut. Wir machen damit noch ein paar lustige Fotos, bevor Josh eintrifft und wir zusammen noch zum Mittagessen gehen – natürlich in die Bäckerei.

Am Nachmittag kann ich dann noch etwas entspannen. Neben Dairy Queen und Cruise und sind auch noch Graceful und Cool Aid geblieben – Vater und Sohn aus den Niederlanden. Da ich immer noch an den Resten meines Vorrats esse, hat Graceful Mitleid und kocht für mich mit. Es ist sehr lecker und macht mir klar, wie sehr ich selbstgerechtes Essen vermisst habe.

Abends gehe ich noch mit Graceful, Cool Aid und Raven in den Pub im Ort. Wir trinken ein paar Bier und ich treffe auch Postmaster und Forerunner wieder. Als wir zurückkommen ist es schon dunkel und ich gehe direkt schlafen.

Rückkehr nach Mazama

Eigentlich möchte ich heute ausschlafen. Aber als es hell wird und die Moskitos wieder aktiv werden, finden sie relativ schnell heraus, dass mein Reißverschluss von meinem Moskitoschutz nicht mehr richtig schließt. Also stehe ich gegen 08:00 Uhr auf und mache mich auf den Rückweg zur Landestelle des Bootes. Eigentlich sollen wir erst nachmittags abgeholt werden, aber zum Glück gab es eine Absage, so dass wir schon um 11:15 Uhr zurückfahren können. Wir frühstücken noch in Ruhe und dann fährt uns das Boot wieder zum Ross Lake Ressort zurück.

Mastermind und ich bekommen den 1. Hitch zurück nach Mazama, wo wir zum Lion‘s Den gehen. Das Grundstück gehört einem Trail Angel und hat alles was das Hiker-Herz begehrt. Wir bauen unsere Zelte im Garten auf, können endlich mal wieder duschen und bekommen sogar unsere Wäsche gewaschen. Kurz darauf kommen auch Pickle, Tall Boy, Shaggy und die anderen. Am Nachmittag können wir uns endlich mal entspannen und ein paar Bier trinken. Abends sitzen wir zusammen um ein Feuer und unterhalten uns über unsere Erlebnisse auf dem Trail.

Tag 142 + 143: Bridge Creek Tentsite (2589.8) nach Harts Pass / Kanada 🇨🇦 (2623.0) – 33.2 + 12.O + 3.0 + 1.0 = 49.2 Meilen

Als ich gegen 06:30 Uhr aufstehe, merke ich, dass alles etwas nass ist. Mein Zelt wurde in letzter Zeit etwas in Mitleidenschaft gezogen, so dass die Bodenwanne nicht mehr ganz dicht ist und sich ein kleiner See am Fußende angesammelt hat. Aber immerhin habe ich trocken und halbwegs gut geschlafen.

Heute Morgen regnet es zum Glück nicht mehr, aber es ist kalt und nass. Nach guten zwei Meilen erreichen wir den Rainy Pass (ein treffender Name). Dies ist die letzte Möglichkeit vor der Grenze möglichst einfach in die Zivilisation zurückzukehren. Deshalb beenden auch viele hier ihre Reise. Aufgrund der massiven Sperrungen durch Feuer, haben einige aus Solidarität sogar einen Ersatz-Terminus für uns gebaut.

Unser Plan ist es aber noch etwas weiter zu gehen, dann einen Sidetrail zum Highway zu nehmen um so zum Ross Lake zu gelangen. Zusammen mit Shaggy und ein paar weiteren Hikern haben wir zwei Bootstouren reserviert, die uns dann in die Nähe der Grenze bringen sollen.

Am Vormittag klart es etwas auf und ab und an kommt sogar die Sonne durch. Die Landschaft ist hier nochmal richtig schön und wir genießen den letzten kompletten Tag auf dem Trail. In der Mittagspause versuche ich meine Sachen zu trocknen, was nur halbwegs gut gelingt. Nachmittags fängt es wieder leicht zu regnen an. Wir laufen jetzt durch ein Waldgebiet und die vielen Pfützen deuten darauf hin, dass es hier nochmal mehr geregnet haben muss.

Gegen 19:00 Uhr erreichen wir den East Creek Trail, der uns zum Highway bringen soll. Dieser ist allerdings in so schlechtem Zustand, dass teilweise gar kein Trail mehr zu erkennen ist. Wir probieren es trotzdem, aber nachdem wir nach einer halben Stunde noch nicht mal eine Viertelmeile geschafft haben, brechen wir ab und schlagen uns durch die Büsche zum PCT zurück. Mittlerweile ist es fast dunkel und wir haben nun die Wahl ob wir wieder 16 Meilen zurück zum Rainy Pass laufen oder 15 Meilen weiter zum Harts Pass und von da aus dann nochmal mindestens 10 weitere Meilen über eine Dirt Road nach Mazama. In beiden Fällen müssen wir heute im Dunkeln noch einige Meilen laufen, damit wir es bis morgen Mittag rechtzeitig zur unserer Bootsreservierung schaffen. Da der PCT kurz nach dem Harts Pass gesperrt ist und die Nacht aufgrund von Kälte und Nässe so oder so ungemütlich wird, entscheiden wir uns, alle noch möglichen Meilen auf dem PCT zu laufen, auch wenn wir auf diesem Weg die ganze Nacht durchlaufen müssen.

Wir machen uns mit unseren Stirnlampen auf den Weg und aufgrund der nassen Sträucher am Trail sind unsere Schuhe und Hosen innerhalb kurzer Zeit auch komplett nass. Wir kommen gut voran, können aber nur kurze Pausen machen, um nicht auszukühlen. Die Landschaft mit den vielen Bergen hier strahlt in der Nacht nochmal eine besondere Atmosphäre aus. Gegen 04:00 Uhr erreichen wir schließlich den Harts Pass, machen kurz Pause und laufen dann über die Dirt Road ins Tal Richtung Mazama. Mittlerweile fallen uns allen die Augen zu, aber als die Sonne aufgeht, geht es wieder etwas besser. Es stellt sich heraus, dass die Strecke über die Dirt Road nach Mazama doch länger ist als gedacht und wir somit doch etwas in Zeitnot geraten könnten. Aber zum Glück kommt nach 12 Meilen ein kleiner Bus mit Kletterern vorbei, die uns mit in den Ort nehmen.

Wir kommen um 09:30 Uhr in Mazama an einer leckeren Bäckerei an und sind jetzt zuversichtlich, dass wir es pünktlich bis 13:15 Uhr bis zum Ross Lake schaffen können. Vor der Bäckerei erfahren wir dann aber, dass es aufgrund des Regens zwei Erdrutsche gegeben hat und der Highway komplett gesperrt ist. Und hier in der Gegend gibt es nicht viele Straßen, so dass man einfach herumfahren könnte. Wieviel Hindernisse müssen wir eigentlich noch überwinden um bis zur Grenze zu gelangen?

Wir sprechen mit jemandem von der Border Control und er ist der Meinung, dass der Highway heute nicht mehr geöffnet wird und auch unser Plan mit dem Boot aufgrund der massiven Feuer in der Nähe wohl nicht funktionieren wird. Sollen wir jetzt aufgeben, nachdem wir die ganze Nacht durchgelaufen sind? Wir rufen beim Wassertaxi an, die uns versichern, dass sie fahren. Allerdings gehen auch sie davon aus, dass wir nicht rechtzeitig um den Erdrutsch herumkommen. Alle anderen, die mit uns in den 2 Booten fahren wollen sind mittlerweile dort, nur wir sind auf der anderen Seite des Passes gefangen.

Wir versuchen, zumindest in die Nähe des Erdrutsches zu gelangen um eventuell herumlaufen zu können. Aber innerhalb einer Stunde nimmt uns niemand mit, weil auch fast keiner mehr in die Richtung fährt. Nach einiger Zeit erfahren wir von einem Trail Angel, dass um 12:00 Uhr die Sperrung doch schon aufgehoben wird. Also versuchen wir es weiter uns schließlich hält ein nettes Paar an und wir quetschen uns zu viert auf die Rückbank. Wir fahren mit bis zum Rainy Pass und bekommen dann glücklicherweise auch schnell einen weiteren Hitch in einem Truck bis zum Ross Lake. Um Punkt 13:15 Uhr, die vereinbarte Zeit für das Boot, kommen wir am Ressort mit dem Bootsverleih an, nur um festzustellen, dass das Ressort nicht an der Straße liegt und wir nochmal 3 Meilen dorthin laufen müssen. Mittlerweile ist das Boot weg, aber da sie uns hintereinander fahren, können wir vielleicht noch die 2. Tour schaffen. Wir beeilen uns und kommen schließlich 15 -20 Minuten vor dem Ablegen der 2. Tour an. Wir treffen hier auf Tall Boy und Hippie Girl und als wir in das Boot steigen, sind wir geschafft, aber sehr glücklich. Wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft!

Nach den Strapazen der letzten Stunden, fühlt sich die Bootstour wie eine Belohnung an, als hätten wir es nun endlich verdient, an die Grenze zu gelangen. Wir wissen, dass wir es jetzt schaffen werden und so lehnen wir uns einfach zurück und genießen die Fahrt.

Wir werden kurz vor der Grenze abgesetzt und treffen dort auf die bisher schlimmste Moskitoplage. Aber das ist uns egal. Wir schnallen uns unsere Rucksäcke um und machen uns auf den Weg, die letzte Meile bis Grenze zurückzulegen. Jeder ist jetzt in seinen Gedanken versunken. Ich kann die eine oder andere Freudenträne nicht zurückhalten, denn nach 4,5 Monaten und über 4000 gelaufenen Kilometern sind wir nun endlich am Ziel angelangt.

An der Grenze gibt es in der Nähe einen Grenzstein und als wir diesen erreichen, sind wir bereit, diesen lang ersehnten Moment des Triumphes voll auszukosten. Wir umarmen uns und tanzen um unser kleines „Monument“ herum. Mittlerweile ist es egal, dass es nicht der offizielle Terminus ist, denn durch die Umstände und zusätzlichen Herausforderungen haben wir auch unsere eigene Geschichte geschrieben. Wir trinken unseren Sekt, den wir über die letzten Tage abwechselnd getragen haben, machen Fotos und genießen den Moment. Entgegen der Wahrscheinlichkeit, haben wir es tatsächlich bis nach Kanada geschafft!

In der Nähe der Grenze gibt es eine Ranger-Hütte, wo wir noch auf viele andere bekannte Hiker treffen. Wir fliehen von den Moskitos in die Hütte und feiern dort zusammen noch den restlichen Abend. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern bis ich realisiert habe, dass mein Traum vom PCT wirklich wahr geworden ist.

Tag 141: Stehekin (2572.9) nach Bridge Creek Tentsite (2589.8) – 16.9 Meilen

Wir stehen entspannt um kurz vor 07:00 Uhr auf, denn das Shuttle fährt erst um 08:00 Uhr los. Auf dem Rückweg hält der gelbe Schulbus wieder kurz an der Bäckerei, so dass noch Zeit für ein Kaffee und ein Blueberry Scone bleibt. Als wir wieder am Trail ankommen, warten schon einige Hiker um wieder mit in den Ort zu fahren.

Auf der Busfahrt habe ich erfahren, dass angeblich vor 2 Tagen auch der Stevens Pass inkl. Highway aufgrund von Feuern gesperrt wurde. Wenn das stimmt, hätten wir dieses Mal Glück gehabt, da wir noch kurz vorher durchgekommen sind. Aber wir hatten auch die Feuer gesehen, die nicht weit entfernt waren und sich jetzt wohl noch mal massiv ausgebreitet haben, was auch den Rauch der letzten Tage erklären würde.

Gegen 09:30 Uhr machen wir uns auf den Weg. Wir haben nun den letzten Ort hinter uns gelassen und sind bereit für den „Final Push“ bis zur Grenze. Ob uns das gelingt ist aber noch vollkommen offen. Unser Plan, mit dem Boot durch das Feuergebiet zu fahren, ist vielleicht etwas tollkühn, aber bei den vielen Feuern vielleicht die einzige Möglichkeit, noch die Grenze zu erreichen.

Heute geht es bergauf zum Rainy Pass. Als wir unterwegs eine Mittagspause machen, fängt es wieder leicht an zu regnen. Das Wetter wechselt jetzt öfters, aber wir genießen noch die letzten Wandertage so gut wie möglich. Gegen 18:00 Uhr campen wir dann doch schon vor dem Pass, denn mittlerweile ist es kalt und nass. Wir bauen gerade noch rechtzeitig unsere Zelte auf, bevor es erneut gewittert. Der Regen hört den ganzen Abend nicht mehr auf, so dass wir im Zelt essen und uns freuen, dass wir im Trockenen sind.

Tag 140: Trapper Creek Tentsite (2568.7) nach Stehekin (2572.9) – 4.2 Meilen

Heute Nacht hat es schon ein paar mal geregnet und als um 06:15 Uhr der Wecker klingelt, regnet es ebenfalls. Also packe ich möglichst alles im Zelt zusammen, und stopfe am Ende das klitschnasse Zelt in die Seitentasche meines Rucksacks. Dann geht es los und wir legen ohne Probleme die letzten 4 Meilen zurück bis wir zu einer Ranger Station kommen, von wo aus ein Shuttle nach Stehekin fährt.

Wir werden um 09:00 Uhr von einem klassisch gelben Schulbus abgeholt. Mittlerweile sind wir ca. 30 Hiker und passen zum Glück alle ohne Probleme in den Bus. Der Bus hält schließlich an der Bäckerei, wo wir aussteigen und ich mir endlich die angepriesene Cinnamon Roll und ein Sticky Bun hole. Da ich in meinem letzten Essenspaket kein Essen für heute eingeplant habe, decke ich mich hier auch zusätzlich noch für den ganzen Tag ein. Wir verweilen dort einige Zeit, laden unsere Geräte und essen auch noch ein Stück Pizza. Danach machen wir auf den Weg in den Ort, wo wir unsere Pakete abholen und das Essen in unseren Rucksäcken verstauen. In dem einzigen kleinen Laden im Ort besorgen wir uns ein paar Bier und überlegen, was wir jetzt machen sollen.

Es stellt sich heraus, dass die alternative Route ziemlich kompliziert ist und letztendlich auch nicht ganz bis zur Grenze führt. Man könnte sie dann von einiger Entfernung aus sehen. Das gefällt uns nicht so richtig und so entwerfen wir einen neuen Plan: Westlich vom PCT gibt es einen langgezogenen See, der bis zur Grenze führt. Die Trails um den See herum sind alle gesperrt, aber der See selbst ist offen. Wenn wir also ein Boot mieten, könnten wir bis fast zur Grenze fahren und letzten 5 Meilen laufen. Wir klären den Plan im Visitor Center von Stehekin ab und machen dann eine Reservierung für ein Boot.

Gegen Abend entscheiden wir uns, erst am nächsten Morgen aufzubrechen. Wir bauen unsere Zelte auf dem benachbarten Zeltplatz auf und setzen uns dann noch auf der Veranda mit Blick auf einen See mit anderen Hikern zusammen und unterhalten uns. Als es dunkel wird, gehen wir schlafen, nachdem wir unser Essen sicher in bärensicheren Schränken verstaut haben.